Blitz bei Tageslicht?

Viele Fotografen fotografieren in der freien Natur grundsätzlich ohne Blitz. Ich habe es sogar schon erlebt, dass ich von anderen Fotografen gefragt wurde warum ich denn hier den Blitz benutzen würde, es wäre doch hellichter Tag. In manchen Situationen macht es aber dennoch Sinn.

An folgendem Bild möchte ich demonstrieren und erklären, dass ein Blitz auch bei Tageslicht durchaus Sinn machen kann. img_0184

Wie man hier erkennen kann, ist das gewünschte Motiv komplett unterbelichtet. Das Sonnenlicht kam in diesem Fall von links hinten, was hier allerdings weniger gut direkt erkennbar ist. Lediglich aus der unterbelichtung des Hauptmotivs kann man diese Tatsache ableiten.

Würde dieses Motiv nun so belichtet, dass unser Hauptmotiv korrekt belichtet wäre, beispielsweise durch eine Spotmessung auf das Kreuz, so würde der Bildhintergrund gnadenlos überbelichtet werden und es würde wie ein echtes „Knipserfoto“ aussehen.

Wie also kann man sich nun behelfen.

Dem Leser wird langsam klar (logisch, der Titel lässt es ja erahnen) der Blitz muss ran. Nur wie, das ist hier die Frage.

Überlegen wir mal, was wollen wir bei dem Bild erreichen. Einerseits soll der Hintergrund korrekt belichtet werden, andererseits soll aber auch das Hauptmotiv im Vordergrund korrekt belichtet werden. Ein unlösbares Mirakel? Keineswegs, es geht sogar recht einfach.

Eine kleine Voraussetzung hierfür ist allerdings ein Systemblitz (Herstellerblitz) oder zumindest ein mit dem Blitzsystem der Kamera zusammenarbeitender Blitz. Bei Canon bieten sich da z.B. Sigmablitze als Vertreter der Dritthersteller oder eben einer der Canonblitze an. Das gilt synonym für alle größeren Kamerahersteller.

Obiges Bild habe ich im sogenannten „Aperture Priority“ (Einstellung AV bei Canon) Modus gemacht. Dabei wird ein Blendenwert vom Fotografen vorgegeben und die Kamera berechnet automatisch die notwendige Belichtungszeit. Messmodus war hier Gesamtbild womit klar wird warum der Hintergrund korrekt belichtet wurde.

Will man nun die Kamera dazu bringen das der Blitz nur den Vordergrund aufhellt, steckte ich einfach den Blitz auf die Kamera, und bleibe im Modus AV. Dadurch weiß der Blitz automatisch, dass er nur soviel Licht beisteuern muss, dass der Vordergrund aufgehellt wird. Die Blitzelektronik wird das im Automatik-Modus durch einen ultrakurzen Messblitz zuverlässig ermitteln.

Das jetzt folgende Bild wurde mit genau der eben beschriebenen Methode gemacht.img_0185

Klar zu erkennen ist jetzt, dass das Kreuz vom Blitz wunderbar ausgeleuchtet wurde und auch der Hintergrund genau so ist wie wir uns das vorgestellt haben.

Der Blitz fungiert hier nur als Aufheller und die Kamera überlässt die Ausleuchtung komplett dem Blitz, der aus den Einstellungen der Kamera entnimmt, er muß nur Aufhellen, aber nicht komplett als einzige Lichtquelle dienen.

Hätte ich die Kamera dagegen auf Automatik gestellt, wäre zwar das Kreuz wunderbar knackig ausgeleuchtet, der Hintergrund dagegen total dunkel und abgesoffen. Woher soll der Blitz das auch wissen?

Tagged , , , , .Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

6 Antworten zu Blitz bei Tageslicht?

  1. Iris sagt:

    Guten Morgen,
    habe gerade Deinen Kommentar bei mir entdeckt – Dankeschön! – und musste doch kurz mal gucken.
    Guter Beitrag! Heute abend werde ich mich mal ein bisschen genauer hier umschauen, jetzt muss ich leider los.

    Liebe Grüße und einen schönen Tag!
    Iris

  2. voss sagt:

    Hallo Iris,

    na da freu ich mich doch schon auf Deine Rückkehr! ;)
    Stressfreien Tag wünsche ich Dir.

  3. Sam sagt:

    recht hast du, recht hast du!
    ich frage mich auch immer, warum absichtlich und schon fast aus prinzip auf blitz verzichtet wird…

  4. Paleica sagt:

    wow der unterschied ist echt ziemlich drastisch..
    danke für deinen kommentar bei mir! das stimmt schon, dass es etwas mehr helligkeit vertragen hätte, aber ‚leblos‘ ist halt für mich eher ein düsteres thema…
    liebe grüße
    paleica

  5. Daniel sagt:

    Moin

    Ein Thema, das immer noch sehr unterschätzt wird. Meine Einsteigerempfehlung hier ist der Nissin Di622, kostet ca 90€ und kann je nach Modell dTTL (Canon) oder iTTL (Nikon), es werden also alle Automatiken unterstützt.

  6. JanB-Punkt sagt:

    Moin Moin,

    ich selbst wurde – obgleich ich mit ner 1000D durch die Gegend dümpel – auch schon so manches mal von Besitzern größerer Modelle schief angeguckt, wenn ich meinen Nissin Di622 (TOP Gerät f. Einsteiger) aufgesteckt habe, um ihn zum Aufhellen zu benutzen.
    Alles Anfänger :D

    Nette Grüße und tolles Blog!

    Jan B aus E

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert